Am Sonntag sang Papst Leo XIV. zum ersten Mal nach seiner Wahl das Regina Caeli vor zehntausenden versammelten Gläubigen auf dem Petersplatz – vom Fenster der Papstwohnung im Apostolischen Palast aus. In seinem Mittagsgebet erinnerte er daran, dass Christen Werkzeuge der Liebe Gottes für die Welt seien. Zehntausende Menschen waren dazu auf den Petersplatz gekommen. Am sechsten Sonntag der Osterzeit sprach der Pontifex über Berufung und Verpflichtung, bevor er am Nachmittag die Lateranbasilika in Besitz nahm. Am Abend besuchte er die Basilika Santa Maria Maggiore und betete am Grab seines Vorgängers.
Jesu Gegenwart in der Liebe Gottes
„In allem, wozu der Herr uns beruft – auf unserem Lebensweg wie auch auf unserem Glaubensweg – fühlen wir uns bisweilen unzulänglich“, sprach Papst Leo XIV. Doch im Mittelpunkt des Evangeliums an diesem Sonntag stehe ein Perspektivwechsel: Nicht unsere eigenen Fähigkeiten sollten im Vordergrund stehen, sondern das Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes. Er habe uns berufen – und „in der Gewissheit, dass der Heilige Geist uns leitet und uns lehrt“, dürften wir unseren Weg gehen.
Mit einem „wunderbaren Versprechen“ kündige Jesus die Gabe des Heiligen Geistes an, betonte der Pontifex und erklärte: „So befreit Jesus die Jünger von aller Angst und Sorge und kann ihnen sagen: ,Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.’“ Denn wenn wir in seiner Liebe bleiben, nehme er selbst Wohnung in uns – „unser Leben wird zum Tempel Gottes, und diese Liebe erleuchtet uns“. Diese Liebe schaffe Raum in unserem Denken und in unseren Entscheidungen, „bis sie sich auch zu den anderen ausweitet und alle Situationen unseres Lebens erleuchtet“, erläuterte Papst Leo XIV.
Mittagsgebet: Aufruf, mitfühlende Christen zu sein
Der Heilige Geist nehme alle „bei der Hand“ und lasse jeden „im Alltag die Gegenwart und die Nähe Gottes erfahren“, so Leo beim Mittagsgebet. Dadurch könne ein neuer Blick auf Berufung, Verpflichtungen und den Dienst in der Kirche entstehen. Mit Zuversicht könne jeder gewiss sein, dass sich der Herr selbst in der Schwäche des eigenen Menschseins nicht schäme, sondern komme, „um in mir Wohnung zu nehmen“. Er begleite alle mit seinem Heiligen Geist – „Er erleuchtet mich und macht mich zu einem Werkzeug seiner Liebe für die anderen, für die Gesellschaft, für die Welt“, so Papst Leo XIV.
Daraus ergebe sich der Auftrag der Christen, voller Glaubensfreude die Liebe Gottes in die Welt zu tragen. Dabei solle man sich immer vor Augen halten, dass sich seine Gegenwart „besonders in den Kleinen, den Armen und den Leidenden“ offenbare. Er verlange von uns, „aufmerksame und mitfühlende Christen zu sein“.
Gebet am Grab von Papst Franziskus
Am Nachmittag folgte die Inbesitznahme der Lateranbasilika. Direkt im Anschluss an die feierliche Messe im Lateran begab sich Leo XIV. am Sonntagabend gegen 19:15 Uhr in die römische Basilika Santa Maria Maggiore. Dort wurde er von zahlreichen Gläubigen erwartet und von Erzpriester Rolandas Makrickas sowie dessen Koadjutor Stanislaw Rylko begrüßt.
Während er das Kirchenschiff durchschritt, besprengte er die Gemeinde mit Weihwasser und begab sich zur Marienikone – der Schutzpatronin Roms. Papst Leo XIV. kniete mit gesenktem Kopf vor der Ikone nieder und betrachtete danach das Marienbildnis Salus Populi Romani, ganz in der Nähe des Grabes von Papst Franziskus.
Nach dem Schlusssegen betete Papst Leo XIV. – wie schon in der ersten Woche nach seiner Wahl – am Grab seines Vorgängers. Mit der Inbesitznahme der Lateranbasilika und der Basilika Santa Maria Maggiore fand die liturgische Einführung ihren feierlichen Abschluss.