Am 27. Juni 2025 fand auf der heiligen Insel San Giorgio Maggiore in Venedig die Hochzeit von Jeff Bezos und Lauren Sánchez statt. Der Ort, einst ein Benediktinerkloster, diente als Kulisse für ein mehrtägiges Fest der Superlative, das mit einem geschätzten Budget von 20 bis 56 Millionen US-Dollar zu Buche schlug. Unter den etwa 200 prominenten Gästen befanden sich Persönlichkeiten wie Oprah Winfrey, Leonardo DiCaprio und die Kardashians. Die Feierlichkeiten umfassten ein Gala-Dinner, eine Pyjama-Party und ein Schaumfest.
Obwohl die Zeremonie symbolischen Charakter hatte, wurde sie in der Basilika von San Giorgio Maggiore abgehalten. Ein Ort, an dem einst Benediktinermönchen in Askese und Gebet lebten, wurde für ein verschwenderisches Fest einer weltlichen Macht genutzt. Wie kann es sein, dass ein Mann, der mehrfach geschieden ist und sich wenig um das Evangelium kümmert, einen sakralen Raum in Besitz nimmt?
Sakrale Räume sind keine Marktplätze
Das Benediktinerkloster San Giorgio Maggiore sowie die dazugehörige Basilika, ein Meisterwerk der Renaissance, wurden einst von Mönchen als Orte der Umkehr, des Gebets und der Besinnung genutzt. Wo einst die Eucharistie gefeiert wurde, dient Sakrales heute als Kulisse für eine Hochzeit, deren Glanz und Prunk die christliche Demut verhöhnt. Um es nochmal klar und deutlich zu sagen: Jeff Bezos und sein Reichtum haben eine sakrale Stätte für ein Spektakel entweiht!
„Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein“ (Lk 19,46), sagte Jesus zu denen, die aus dem Sakralen ihren Vorteil suchten. Hier ist es noch schlimmer: Das Haus Gottes wurde Schauplatz irdischer Selbstdarstellung, ein Denkmal des Geldes – oder, wie das Evangelium sagt, des „Mammon“ (Mt 6,24). Die Kirche hat sich von ihrem Auftrag entfremdet, wenn sie solchen Missbrauch stillschweigend hinnimmt. Es darf keine Ausnahme geben: Sakrale Orte sind kein Spielball für Reiche, die glauben, Geld mache sie über Recht und Gesetz erhaben.
Die Ehe als Sakrament wird durch die Bindung Jesu mit der Kirche sichtbar und geheiligt. Wie soll die Kirche das Sakrament schützen, wenn ein Mann mit mehreren gescheiterten Ehen an einem heiligen Ort seine weltliche Verbindung zelebriert, während die Gläubigen im Alltag die Würde der Ehe verteidigen müssen? Das Evangelium fordert Umkehr und Bindung, nicht Promi-Events, die verwirren und blenden.
Almosen im Schatten des Reichtums
Jeff Bezos hat rund eine Million Euro für die venezianische Stadt und die Erhaltung der Lagune spendete. Ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts seines Vermögens von über 200 Milliarden Dollar. Die arme Witwe im Evangelium erhält von Jesus Bedeutung, „weil sie alles gegeben hat, was sie hatte“ (Mk 12,44). Bezos’ Million gleicht dem Almosen eines Reichen, das nicht weh tut, sondern seine Macht zur Schau stellt: „Seht, wie großzügig und gnädig ich bin“.
Sakrale Orte wie das Benediktinerkloster San Giorgio Maggiore dürfen nicht zum verlängerten Arm von PR-Maßnahmen der Superreichen werden, die mit Spenden sich einen Heiligenschein kaufen wollen – oder so tun, als ob. „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“ (Mt 22,21). Ein Millionär, der sich nicht vom „Mammon“ löst, bleibt Knecht desselben – egal wie viel er spendet. Keine kunstvolle Einladungsliste, kein Streichquartett auf venezianischer Terrasse, kein geschmackvolles Menü unter Fresken kann das überdecken.
Auch wenn das Kloster heute einer Stiftung gehört – der Raum ist durchdrungen von dem, was dort geglaubt, gelitten und gehofft wurde. Das macht den Ort heilig, denn hier waren und sind Menschen so nah wie möglich bei Gott, so wie Gott den Menschen nahe sein will. Wenn der Ort heilig ist, verlangt er Heiligkeit. Wer das übersieht, nimmt sich nicht nur alte Mauern, sondern dringt in ein geistliches Erbe ein, das ihm nicht gehört.
Wahrheit hat ihren Preis
Die Proteste der venezianischen Bewohner richteten sich gegen Bezos und seine Hochzeit mit Parolen wie „No space for Bezos“. Doch die wahren Worte blieben aus: Niemand mahnte den Respekt vor dem Heiligen an, niemand verteidigte den sakralen Raum gegen seine Profanierung. Man stellte sich gegen den Reichen. Gut. Aber mit welchem Recht? Man ist nicht gegen die Entweihung eines Ortes, der Gott geweiht ist. Dieses Schweigen öffnet den Reichen und Mächtigen die Türen und gibt ihnen das Gefühl, alles machen zu dürfen – selbst die Entweihung des Hauses Gottes. Es sagt ja niemand etwas – oder zu wenige.
„Wehe denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen“ (Jes 5,20). Sakrale Orte verlieren ihre Würde nicht durch Besitzwechsel. Es ist die Gleichgültigkeit der Gläubigen. Die Aufgabe, den heiligen Raum zu achten, gehört nicht der Welt – sie ist unsere Aufgabe. Hätte die Kirche zusammen mit den Gläubigen unmissverständlich auf die Heiligkeit des Ortes bestanden, wäre Bezos vom hohen Ross gestoßen worden. Denn wer will schon öffentlich der Entweihung des Heiligen beschuldigt werden? Stattdessen wurde das Benediktinerkloster San Giorgio Maggiore Bühne weltlicher Macht und Staffage einer Inszenierung, die das Sakrale verrät und entwertet.