Die afrikanische Kritik an der vatikanischen Erklärung Fiducia Supplicans zur Erlaubnis der Segnung homosexueller Verbindungen aus dem Jahr 2023 ist kein Einzelfall. Das betonte Kardinal Fridolin Ambongo aus dem Kongo, der zugleich die Bedenken vieler europäischer Bischöfe hervorhob. „Die von Afrika eingenommene Position war auch die Position vieler Bischöfe in Europa“, sagte der Erzbischof von Kinshasa und Präsident des afrikanischen Bischofsrates SECAM am Dienstag gegenüber EWTN News.
Ablehnung der Erklärung „Fiducia Supplicans“
Die Erklärung Fiducia Supplicans, vom Glaubensdikasterium des Vatikans im Dezember 2023 veröffentlicht, gestattet unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit einer nicht-liturgischen Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Kurz nach der Veröffentlichung reiste Kardinal Ambongo nach Rom, wo er sich mit Papst Franziskus traf, um die Position der afrikanischen Bischöfe vorzutragen.
In ihrer Stellungnahme zitieren die afrikanischen Bischöfe das biblische Verbot homosexueller Handlungen und bezeichnen entsprechende Verbindungen als „in sich verdorben“. In Rom arbeitete der 65-jährige Kardinal gemeinsam mit dem Leiter des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Kardinal Victor Manuel Fernández, sowie mit Papst Franziskus eine Erklärung aus, die gleichgeschlechtliche Segnungen in Afrika untersagt.
Anfang Januar 2024 erkannte das Dikasterium öffentlich an, dass unterschiedliche pastorale Situationen jeweils eine eigene zeitliche Herangehensweise an die Umsetzung des Dokuments erfordern könnten. Mit der Begründung, die Kirche in Afrika sei ein „Sonderfall“, verteidigte Papst Franziskus die Erklärung später im Januar. Gegenüber der italienischen Zeitung La Stampa äußerte Franziskus, dass Homosexualität aus kultureller Sicht für viele Afrikaner „etwas Hässliches“ sei.
Position der Stellungnahme nicht kulturell bedingt
Dem widersprach Kardinal Ambongo, der sich für eine Pressekonferenz im Vatikan in Rom aufhielt, gegenüber EWTN News. Im Interview sagte er, Afrika habe Fiducia Supplicans „als etwas erlebt, das einem Volk, das andere Prioritäten hat, von außen aufgezwungen wurde“.
Für ihn sei Homosexualität grundsätzlich ein „lehrmäßiges, theologisches Problem“. Außerdem habe sich die moralische Lehre der Kirche zu diesem Thema nicht geändert, führte der Kardinal aus.
Er betonte weiter, dass die Position der afrikanischen Bischöfe keinen kulturellen Hintergrund habe. Vielmehr sei die Haltung der afrikanischen Bischöfe auch die von vielen Bischöfen in Europa. Die pastorale Priorität in Afrika sei nicht die Frage der Homosexualität, sondern das existenzielle Überleben. „Wie man lebt, wie man überlebt“, so Ambongo. Themen wie Homosexualität „sind für euch hier in Europa aktueller als für uns in Afrika“.