Am Mittwoch (27. November) trafen sich die Führungsspitze der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) mit Vertretern des Bundesvorstands der Partei „Bündnis 90 / Die Grünen“ zu einem „Spitzengespräch“. Hintergrund des Treffens waren unter anderem die Fragen der Sicherheitspolitik angesichts der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten. Doch auch die Beobachtungen zur politischen und demokratischen Lage im Land sowie der gesellschaftliche Zusammenhalt waren Thema des Gesprächs. Nicht fehlen durfte bei der Debatte der kritisierte Gesetzesentwurf zur Legalisierung der Abtreibung und die Neuregelung des § 218 StGB. Vergeblich suchte man bei dem Treffen den wohl bekanntesten Grünen-Politiker, Robert Habeck. Nach dem Scheitern der Regierung tritt Habeck bei den geplanten vorgezogenen Neuwahlen im nächsten Jahr als Kanzlerkandidat an.
„Spitzengespräch“: Geschlossen für die Demokratie
Im Mittelpunkt der Begegnung ging es um Themen, die die Gesellschaft in der aktuellen Zeit der großen Herausforderungen spalten. Trotz der angespannten Lage in der Demokratie und der Gesellschaft war das Gespräch „von einer positiven und vertrauensvollen Atmosphäre geprägt“, heißt es in einer Mitteilung der DBK nach dem „Spitzengespräch“. Geschlossen und im Einklang habe man das Anliegen betont, „für eine offene Gesellschaft einzutreten und die Demokratie zu verteidigen“. Beide Seiten seien übereinstimmend der Überzeugung, dass es „aller gesellschaftlicher Kräfte bedürfe“, sich im gegenseitigen Respekt und in Solidarität den Herausforderungen zu stellen, berichtet die DBK. Dies werde nicht nur für die demokratischen Herausforderungen benötigt, sondern auch für „umweltpolitische Maßnahmen zur Bewahrung der Schöpfung“. Für beide Parteien sind der Klima- und Umweltschutz sowie der Erhalt der Artenvielfalt „eine zwingende und zunehmend dringliche Notwendigkeit“, heißt es in der Erklärung.
An dem Treffen nahmen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sowie der Freiburger Erzbischof Stephan Burger, der Paderborner Erzbischof Udo Bentz und der Bischof von Trier, Stephan Ackermann, teil. Neben den Bischöfen nahmen auch weitere Mitarbeiter der DBK sowie die Leitungsspitze des Katholischen Büros Berlin teil. Diese wirkten als Schnittstelle zwischen der Kirche und der Politik.
Gegensätze in bioethischen Fragen
Kritisch wurde es bei dem Gespräch, als es um die polarisierende Streitfrage der Abtreibung ging. In den Gesprächen wurden die unterschiedlichen Standpunkte zu bioethischen Fragen und der möglichen Neuregelung des § 218 StGB deutlich. Die Position, die aus dem Grundsatzprogramm der Grünen hervorgeht, steht diametral zur kirchlichen Lehre. Darin wird das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper und das Leben für alle Menschen gefordert. Das gilt insbesondere für „Frauen, Mädchen, trans-, inter- und nichtbinäre Menschen mit und ohne Behinderung“. Das Recht zu verwirklichen sei Teil einer guten öffentlichen Gesundheitsversorgung, so auch selbstbestimmte Schwangerschaftsabbrüche, „die nichts im Strafgesetzbuch verloren haben“. Deren Kosten müssten grundsätzlich übernommen werden, heißt es im Programm der Grünen. Zudem stünde allen Menschen das Recht zu, ihr Geschlecht selbst zu definieren. So wird gefordert, dass Inter-, trans- und nichtbinäre Menschen das Recht besitzen, ihr selbstbestimmtes Geschlecht unbürokratisch offiziell anerkannt zu bekommen.
Diesen Forderungen steht die Kirche unter Berufung auf das Naturrecht im Gegensatz. So lehnt der katholische Glaube Abtreibungen kategorisch ab. In Deutschland sterben durch diesen „selbstbestimmten“ Eingriff mehr als 100.000 kleine Geschöpfe Gottes. Auch zu der Geschlechterfrage gibt es in der christlichen Lehre schon in der Schöpfungsgeschichte im Buch Genesis eine klare Antwort. Darin wird von der Schöpfung Gottes in zwei Geschlechtern gesprochen. Zahlreiche Mediziner bestätigen aus rein naturwissenschaftlicher, theoretischer Sicht das, was bereits in der Bibel geschrieben steht.