Im Jahr 2025 fielen der islamische Fastenmonat Ramadan und die Fastenzeit zusammen. Doch anstelle, die Möglichkeit des interreligiösen Dialogs zu nutzen, kommt es nach dem Bericht der Vatikanzeitung Osservatore Romano zu neuen Gewalttaten gegen Christen in Pakistan. Während christliche Führungspersönlichkeiten einen verstärkten Schutz für Minderheiten fordern, ist die Lage angespannt. Christen erleben in Pakistan verschiedene Formen der Diskriminierung – sei es in der Ausübung ihres Berufs oder durch die Verschärfung des „Blasphemie-Gesetzes“. Frauen christlicher Familien sehen sich mit Entführungen und Zwangskonvertierungen konfrontiert.
Gewalttaten überschattet Fastenzeit
Das gleichzeitige Stattfinden des Fastenmonats Ramadan und der Fastenzeit im Jahr 2025 bot vielerorts die Möglichkeit, den interreligiösen Dialog zu fördern. In Pakistan bleibt die Situation für Christen dennoch angespannt. Der Kapuzinerpater Lazar Aslam aus Lahore erklärte, dass die jüngsten Vorfälle erneut die Verwundbarkeit und die Diskriminierung in Pakistan zeigen. Minderheiten, insbesondere Christen, stehen vor vielen Herausforderungen aufgrund ihres Glaubens. So klagte er über die anhaltende Gewalt, der religiöse Minderheiten ausgesetzt sind. Erzwungene Konvertierungen, Zwangsehen oder das Missbrauchspotenzial von Blasphemievorwürfen sind nur ein Bruchteil der Herausforderungen der Christen in Pakistan. Zwei besonders erschreckende Verbrechen wurden zuletzt in der Provinz Punjab bekannt. So erlitt ein 22-jähriger Christ in Sheikhupura schwere Verletzungen, nachdem er von seinem Vorgesetzten brutal angegriffen wurde. Hintergrund der Gewalt war der von dem Christ abgelehnte Vorschlag, zum Islam zu konvertieren. Der Vorgesetzte unterbreitete den Vorschlag unter dem Druck falscher Blasphemievorwürfe, die die pakistanische Regierung hart bestraft.
In einem weiteren Verbrechen überfielen drei bewaffnete Männer ein christliches Ehepaar auf offener Straße in Faisalabad. Bei der Gewalttat vergewaltigten die drei Angreifer die Frau vor den Augen des hilflosen Mannes. Khalil Tahir Sindhu, der katholische Senator, besuchte die Familie mit ihren drei Kindern. Er erklärte, dass sie Anzeige erstattet haben, denn solche Hassverbrechen dürften nicht ungestraft bleiben. Zudem lobte er das schnelle Handeln der Ermittlungsbehörden. „Die Verfassung Pakistans garantiert allen Bürgern Schutz – ohne Diskriminierung nach Kultur, Ethnie oder Religion“, betonte Sindhu.
Christen in Pakistan: Verletzlich, diskriminiert und abgewertet
Die Vorfälle zeigen, wie verletzlich und diskriminiert die Minderheiten in Pakistan, insbesondere die Christen, sind, betonte Kapuzinerpater Aslam. Die Gewaltbereitschaft, die sich gegen religiöse Minderheiten richtet, ist nach wie vor besorgniserregend hoch. Mädchen sind häufig zur Zwangsheirat oder Konvertierung gezwungen. Falsche Anschuldigungen, die durch das Blasphemiegesetz möglich sind, seien für „viele eine harte Realität“, so Pater Aslam. In der Vergangenheit gerieten einige religiöse Minderheiten, aber auch Muslime, mit dem Blasphemiegesetz aneinander. Nach dem entsprechenden Abschnitt im Strafgesetz ist eine Verunglimpfung des Namens Mohammeds, dem Propheten des Islam, mit der obligatorischen Todesstrafe zu bestrafen. Eine Beleidigung der Familie Mohammeds hat seit 2023 eine Haftstrafe zwischen drei und zehn Jahren zur Folge. Christen sind von diesem Gesetz besonders betroffen, da alleine das Äußern der eigenen Überzeugung als Blasphemie ausgelegt werden kann.
Die Diskriminierung der Christen beginnt schon im täglichen Arbeitsleben und führt zu großer Armut. Die Berufe, die Christen hauptsächlich ausführen dürfen, sind schlecht bezahlt, gefährlich oder schmutzig. Beispiele hierfür sind Straßenkehrer, Latrinenreiniger oder Jobs in der Kanalisation. Christen in Pakistan werden als „Chura“ (schmutzig) bezeichnet. Das ist für Muslime ein beleidigender Begriff, da Reinigungsarbeiten als unrein gelten. Einen tragischen Tod infolge der Diskriminierung mussten zwei Cousins im März 2024 erleiden. Asif Masih sowie Shan Masih erstickten bei dem Versuch, einen Abwasserkanal von einer Verstopfung zu befreien. Nachdem sie ohne die erforderliche Ausrüstung hinabsteigen mussten, starben sie, nachdem sie die giftigen Dämpfe eingeatmet hatten.
Pater Aslam schaut in solchen Momenten auf die pakistanischen Katholiken und das Zeugnis des Dieners Gottes Akash Bashir. Der junge Katholik opferte 2015 sein Leben, als er einen Terroristen abhielt, einen Anschlag auf seine Gemeinde auszuführen.