Die Digitalisierung schreitet ohne Frage stetig voran. In der heutigen Zeit ist (fast) alles über diverse Internetseiten und Formulare bequem vom Laptop oder Smartphone zu bewerkstelligen. Doch was, wenn man nicht mit der Technik aufgewachsen ist und einem der Fortschritt schwerfällt? Hier sieht die Caritas ein großes Problem in der Digitalisierung. So zeigt sich die größte katholische Hilfsorganisation nach einer Umfrage in den rund 500 Beratungsstellen in einer Mitteilung kritisch gegenüber der Digitalisierung des Sozialstaats. Für viele Menschen ist dabei die „Behördensprache“ ein großes Problem. Doch auch viele gaben an, nicht die benötigte Technik zu besitzen. Ein Problem, wenn es die Anträge und Formulare zum Teil nur noch in digitaler Version gibt.
Überforderung durch die Digitalisierung
In dem Bericht des katholischen Hilfswerks teilen sie mit, dass 42 Prozent der Hilfesuchenden in Sozialberatungsstellen der Caritas aufgrund des technischen Fortschritts Schwierigkeiten haben, ihre Sozialbezüge zu beantragen. Dabei seien sogar 86 Prozent mit der Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit der Anträge überfordert, heißt es weiter. Eine weitere Herausforderung stellt für viele Hilfesuchende die fehlende Hardware dar. So gaben 73 Prozent der Befragten an, nicht über ein benötigtes Gerät zu verfügen.
Der Deutsche Caritasverband, der mit knapp 690.000 hauptamtlich Beschäftigten der größte private Arbeitgeber in Deutschland ist, prangert zudem an, dass vielen das nötige Know-how über die Digitalisierung fehlt. Der Caritasverband fordert daher gemeinsam mit der Denkfabrik Agora einen erleichterten Zugang und die Beschaffung der benötigten Informationen. Da einige Formulare nur noch online auszufüllen sind, haben sich 51,3 Prozent der Hilfbedürftigen an eine der 496 Beratungsstellen gewandt, heißt es in der Mitteilung.
Technischer Fortschritt: Viel Licht, aber auch viel Schatten
Bei vielen, vorwiegend älteren Menschen, ist die zunehmende Digitalisierung eine große Herausforderung. So fehlt ihnen schlichtweg die Erfahrung im Umgang mit Smartphones, Laptops oder anderen technischen Geräten. Daher stellen die Online-Anträge und Formulare eine große Hürde dar, die es zu überwinden gilt. Zudem verfügen viele aufgrund eines schwachen Einkommens nicht über die finanziellen Mittel, mit der technischen Entwicklung Schritt halten zu können.
Susanne Pauser, die bei der Caritas für Personal und Digitales verantwortlich ist, erklärt, dass Digitalisierung dort eine Chance für die Lebensverhältnisse ist, wo sie den Alltag erleichtert. Durch die technischen Herausforderungen erschwert die Digitalisierung aber in vielen Bereichen das Leben. Viele Menschen in Deutschland fühlen sich „abgehängt und sind ins digitale Abseits geraten“, so Pauser. Man müsse darauf achten, dass diese Menschen nicht zu „Verlierern der Digitalisierung“ werden. Weiter bemerkt sie, dass die Beratungsstellen damit beschäftigt sind, vielen Menschen bei der „Einlösung der Rechtsansprüche“ zu unterstützen. Das müsse für sie einfacher werden, sagt Pauser.