StartWeltDritter Kriegswinter in der Ukraine: Humanitäre Krise verschärft sich

Dritter Kriegswinter in der Ukraine: Humanitäre Krise verschärft sich

Angesichts des bevorstehenden Winters und des weiterhin anhaltenden Konflikts zwischen Russland und der Ukraine nimmt die Sorge zu. Denn nach Aussagen von Andreas Knapp, dem Vorstandsvorsitzenden der Hilfsorganisation „Nachbar in Not“ und Auslandshilfechef von Caritas Österreich, bedroht der dritte Kriegswinter das Leben von 14,6 Millionen Menschen in der Ukraine. Viele wissen nicht, wie sie mit der hereinbrechenden Kälte den Winter überstehen sollen und sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Deshalb arbeitet das Hilfswerk „Nachbar in Not“ bereits seit Monaten daran, Wohnungen, Häuser, Schulen und Kitas für den Winter zu rüsten.

Mit Planen, Nägeln und Hammer gegen den Kriegswinter

Besonders für ältere und ohnehin kranke Menschen ist die derzeitige humanitäre Lage erschreckend. Denn diejenigen, die nicht mobil sind und fliehen können, stehen durch die Bombardierungen und Zerstörung oftmals vor dem Nichts. Die Häuser sind zerstört, viele Familien sind geflüchtet und haben die älteren Menschen, die ihre Heimat nicht verlassen wollten, zurückgelassen. Die Herausforderung besteht darin, für sie einen zugänglichen Wohnraum zu schaffen, den sie über den Winter beheizen können. Dies ist angesichts der Zerstörung ohnehin ein großes Problem.

Denn nur ein Bruchteil der Herausforderung sind die demolierten Häuser. In einer Maßnahme bringt „Nachbar in Not“ an Häusern, Wohnungen und öffentlichen Gebäuden notdürftig Planen, Nägel und Bretter an, um diese weitestgehend abzudichten. Doch dann stellt sich immer noch die Frage, womit die zugigen Räume aufgeheizt werden sollen. Durch die Aggression der russischen Angriffe sind rund 80 Prozent der Energieinfrastruktur zerstört worden, so der Hauptgeschäftsführer des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, Thomas Schwartz. Er richtet einen dringenden Appell an die Menschen. Es ist von großer Bedeutung, den Kriegsbetroffenen auch und gerade im Winter beizustehen. Sollten weitere Millionen Menschen flüchten, könnte es auch die umliegenden Länder überfordern.

Veränderte Umstände fordern gezielte Maßnahmen

Renovabis sorgt mit ihrem Einsatz ohnehin für humanitäre Hilfe für Menschen in Krisensituationen. Die erschwerten Verhältnisse mit dem Einbruch der Kälte und der verheerenden Kriegslage zwangen sie dazu, ihre Hilfe den benötigten Bedürfnissen anzupassen. So fördern sie Einrichtungen, die sich um Kriegsverletzte kümmern. Sei es seelisch oder physisch, finden die Menschen bei Renovabis einen Partner, der Hoffnung gibt. Schwartz verdeutlicht, dass es von enormer Bedeutung sei, die Menschen nicht nur kurzfristig durch den Kriegswinter zu bringen, sondern auch langfristig Mut, Hoffnung und Zuversicht zu geben. Ohne dass seelische Wunden geheilt sind, wird es auch keine Versöhnung geben, so Schwartz, selbst dann nicht, „wenn irgendwann die Waffen schweigen“.

Die stetigen Angriffe Russlands, die zu tagelangen Stromausfällen in der Ukraine geführt haben, sind für den „Nachbar in Not“-Vorstandsvorsitzenden Knapp „ein Vorgeschmack“ auf den Kriegswinter. Deshalb hilft die Organisation nicht nur bei der Abdichtung von Immobilien, sondern auch mit „einfachen“ Dingen. Das Hilfswerk richtete Wärmestationen ein, an denen die Menschen warmes Essen bekommen und sich kurz aufwärmen können. Ganz einfach können die Betroffenen dort auch ihr Handy laden oder auf benötigte medizinische Versorgung zurückgreifen. Zudem werden Thermoskannen, Schlafsäcke und -zubehör, warme Decken und Isomatten verteilt. Aufgrund des nahenden Kriegswinters stellt die Hilfsorganisation auch Öfen und Brennmaterial zur Verfügung, um den Menschen die Chance auf das Überleben zu sichern.

Der größte Punkt ist allerdings die Gesundheitsversorgung. Michael Opriesnig, der Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, erzählt von über 120 mobilen Versorgungstruppen, die sich auf den Weg in schwer erreichbare Gebiete machen. Durch russische Angriffe wurden knapp 1200 medizinische Versorgungszentren zerstört, erklärt Opriesnig, weshalb die Gesundheitsversorgung und das System enorm überlastet sind. Die Krisenteams unterstützen die Opfer sowohl physisch durch die medizinische Grundversorgung als auch durch seelische Beratung.

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