Schwere Ausschreitungen und Proteste beschäftigten die Pazifik-Republik Papua-Neuguinea in der ersten Woche des neuen Jahres. Jetzt scheint sich die Situation dort langsam wieder zu normalisieren. Gehaltskürzungen, die ohne Vorwarnung die Polizisten trafen, waren der Auslöser für den mit Plünderungen verbundenen Dienststreik.
Fehler als Ursache für die Unruhen
Nach Auskunft der Regierung war ein Fehler bei den Gehaltszahlungen der Grund für die Missverständnisse und Unruhen. Der Dienststreik ging einher mit gewalttätigen Ausschreitungen und richtete sich gegen die Regierung. Durch die fehlende Justiz kam es ohne die Staatsbediensteten zu Plünderungen und Übergriffen. Ohne die Polizei hatten die Plünderer leichtes Spiel. Allen voran waren dabei Jugendliche, Obdachlose, Gangmitglieder und Arme an den Ausschreitungen beteiligt. Augenzeugen berichteten von “totaler Anarchie”.
Die Regierung ruft den Notstand aus
Schließlich erklärte die Regierung am 11.01.2024 den Notstand für Papua-Neuguinea. Mittlerweile stabilisiert sich die Lage wieder und die Plünderer bringen das Diebesgut wieder an die Eigentümer zurück, so berichten die Vertreter der Kirche.
Der Notstand hat dennoch weiterhin Bestand. Die alltägliche Präsenz des Militärs, das sichtbar auf den Straßen patrouilliert, macht den Ausnahmezustand deutlich.
Der Auslöser wurde in der Zwischenzeit geprüft. Die Regierung zahlt den Polizisten ,nach Auskunft von Regierungssprechern, die Gehaltskürzungen nach. Ob sich dadurch die Lage weiterhin entspannt, zeigt sich in den kommenden Tagen.
“Tiefes soziales Unbehagen”
Dem Nachrichtendienst “Fides” teilte der Missionar Pater Victor Roche unterdessen mit, was Vertreter der Polizei und Kirche den Plünderern gegenüber verkündet haben. Indem die “Türen der Kirche offen” seien, so Roche, wird die Lage entschärft. Dies zeigte Wirkung, wodurch sich die Aufständigen etwas beruhigten, es hatte einen “gewissen Effekt”, so Pater Victor Roche weiter. “Man kann sagen, dass sich etwas bewegt. Es ist ein Zeichen der Hoffnung, ein Zeichen, dass das persönliche Gewissen in gewisser Weise durch den Glauben erleuchtet wird.”
Roche beschreibt weiterhin, dass die Ursache der Unruhen jedoch nicht nur die ausbleibenden Gehaltszahlungen sei, sondern eher ein “tiefes soziales Unbehagen, ein Missvertrauen gegenüber der Regierung aufgrund der Korruption, der Armut und der Arbeitslosigkeit, vor allem unter Jugendlichen”, das sich in den Gefühlen der Bevölkerung festgesetzt hat. Lösungsansätze bieten den Menschen in dieser Situation die Kirchen, sowohl die katholische, als auch die anderer Konfessionen, durch die Schaffung von Stipendien, Unterstützung für die schulische Ausbildung von Straßenkindern und Hilfen für Jugendliche in anderen sozialen Programmen.
Der Glaube als Weg aus der Krise
Trotz der Ausschreitungen besitzt der Glauben in Papua-Neuguinea einen sehr hohen Wert für die Bevölkerung. Diese Tatsache erklärt den Effekt, dass die geplünderten Güter an die Besitzer zurückgehen. Das massive Zeichen gegen die Regierung soll nicht die gesamte Bevölkerung treffen. Der Glaube trägt über alle Auseinandersetzungen und wirkt als Mittel zur Lösungsfindung. Der Anteil der Einwohner von Papua-Neuguinea der sich zum Christentum bekennt, vor allem der protestantischen Ausrichtung, beträgt immerhin 95 Prozent.