In der vergangenen Woche wurde der Generalsekretär der Bischofskonferenz Tansanias, Pater Charles Kitima, Opfer eines brutalen Überfalls. Inmitten wachsender Spannungen zwischen Kirche und Staat ist der Vorfall ein erschreckendes Beispiel für die angespannte Lage im Land. Die Bischofskonferenz (TEC) verurteilte die Gewalt gegenüber Pater Charles Kitima, der schwer verletzt im Krankenhaus liegt. Der Generalsekretär wurde am Mittwoch nach einem Treffen mit religiösen Führern im Hauptsitz der Bischofskonferenz von zwei unbekannten Personen angegriffen und niedergeschlagen. Nach örtlichen Medienberichten wurde ein Verdächtiger festgenommen.
Spannung zwischen Kirche und Staat
Der Übergriff ereignete sich am 30. April in Kurasini, Dar es Salaam, inmitten einer Zeit wachsender Spannungen zwischen religiösen Führern und dem Staat in Tansania, wie die Agentur CISA berichtet. Hintergrund der Konflikte ist die im Oktober anstehende allgemeine Wahl. Die katholische Bischofskonferenz kritisierte zuletzt den wachsenden Autoritarismus, Ungerechtigkeiten im Wahlprozess und Menschenrechtsverletzungen unter der derzeitigen Regierung von Präsidentin Samia Suluhu Hassan.
Besonders TEC-Generalsekretär Kitima prangerte Korruption, staatliche Gewalt und Machtmissbrauch konsequent an und entwickelte sich zu einer führenden Stimme der Zivilgesellschaft. Zuletzt erklärte der Pater, dass „niemand die Kirche zum Schweigen bringen kann“. Medien berichteten von einem möglichen Zusammenhang zwischen seinem Einsatz für soziale Gerechtigkeit und dem Angriff.
Immer wieder kam es in Tansania zu Konflikten zwischen der katholischen Kirche und dem Staat. In einem Hirtenbrief während der Präsidentschaft des verstorbenen John Magufuli warnte die Bischofskonferenz vor der Aushöhlung der Menschenrechte und der Unterdrückung Andersdenkender. Als Reaktion darauf wurde dem damaligen Generalsekretär, Pater Raymond Saba, von der Regierung der Reisepass entzogen. Nur wenige Monate später verstarb er unter ungeklärten Umständen.
Generalsekretär der Bischofskonferenz Tansanias im Krankenhaus
Der Präsident der Tanganyika Law Society, Boniface Mwabukusi, besuchte den Pater im Krankenhaus und erklärte, es habe sich um „einen brutalen Angriff mit der Absicht, sein Leben zu nehmen“ gehandelt. Auf seinem X-Account betonte Mwabukusi, dass Pater Kitima eine Botschaft für die Tansanier habe. Die Bevölkerung solle keine Angst haben, „den Preis für die Verteidigung von Gerechtigkeit und die Erfüllung unserer Pflichten gegenüber dem Land zu zahlen“. Im Hinblick auf die anstehende Wahl wächst die politische Spannung in Tansania. Menschenrechtsgruppen äußern ihre Bedenken hinsichtlich des schrumpfenden zivilgesellschaftlichen Raums, der mangelnden Rechenschaftspflicht und der Schwäche der Justiz. Ein Vorreiter im Einsatz für demokratische Reformen und Menschenrechte ist Pater Kitima. Der Generalsekretär der Bischofskonferenz Tansanias kritisierte häufig die Regierungspolitik und forderte gemeinsam mit der Opposition Wahlreformen.
Der stellvertretende Vorsitzende der Oppositionspartei Chadema, John Heche, kritisierte den Übergriff als schlechte „Nachricht für das Land“. Ähnlich reagierte die Lobbygruppe Legal and Human Rights Centre, die den Vorfall ebenfalls als „grausamen Angriff“, der ein „schlechtes Bild für das Land abgibt“, beschrieb.
Die Kritik der christlichen Kirche, deren Anhänger etwa 60 Prozent der Bevölkerung ausmachen, kam bei der Regierung nicht gut an. Immer wieder kommt es seit dem vergangenen Jahr zu Angriffen und Entführungen von Regierungskritikern. Führende Oppositionsvertreter wurden festgenommen, darunter der Chadema-Führer Tundu Lissu, der wegen Hochverrats angeklagt wurde. Persönlichkeiten aus der regierenden Partei CCM fordern von den Kirchenführern, sich nicht in die Politik einzumischen. Erst in der vergangenen Woche warnte Präsidentin Samia Suluhu Hassan, dass niemand über dem Gesetz stehe. Zum Angriff äußerte sich die Regierung nicht. Einzig Stephen Wasira, stellvertretender Vorsitzender der Regierungspartei, verurteilte den Angriff und übermittelte Pater Kitima sein Mitgefühl.