Das Schweizer Kloster Einsiedeln im Kanton Schwyz besteht seit mehr als 1000 Jahren. Rund um das Jahr 835 errichtete der Heilige Meinrad, ein Mönch des Inselklosters Reichenau im Bodensee, auf dem Grund der heutigen Basilika seine Einsiedelei. In der Gnadenkapelle kam es am Samstagnachmittag zu einem Gewaltakt gegen das Gnadenbild der Schwarzen Madonna, vermeldete das Kloster. Demnach soll „eine verwirrte Person gewaltsam die Schwarze Madonna“ entkleidet haben. Am vielverehrten Gnadenbild entstand dadurch ein leichter Schaden.
Gewaltakt mit glimpflichem Ausgang
Das Kloster sprach in einer Mitteilung allen Menschen, die zur Tatzeit anwesend waren, sein Mitgefühl aus. So bedauere man den Vorfall zutiefst und denke an die vielen Menschen, „die vor Ort in ihren religiösen Gefühlen verletzt worden sind“, heißt es in der Mitteilung. Weiter seien die Gebete und Gedanken bei ihnen, aber auch bei der verwirrten Person, die von der Polizei in Gewahrsam genommen wurde. Die Hintergründe der Tat seien bisher unklar und Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen. Mit Blick auf die Gewalt sei man dankbar, „dass dabei nicht noch mehr passiert ist“ und keine Person verletzt wurde. Zudem zeigte sich das Kloster dankbar für das beherzte und umsichtige Handeln anwesender Personen sowie das schnelle Eintreffen der Polizei.
Hintergrund der Schwarzen Madonna im Kloster Einsiedeln
Das Gnadenbild wurde bereits zwischen 1440 und 1465 im süddeutschen Raum in einem spätgotischen Stil geschnitzt. Doch im Jahr 1465 wurde ein noch älteres romanisches Gnadenbild zerstört. Die Marienfigur ist 117 cm hoch und besteht aus Lindenholz. Auf ihrem Kopf trägt sie eine Krone, während sie in der rechten Hand ein Szepter und in der linken Hand das bekrönte Jesuskind hält. Der Jesusknabe hält in der linken Hand einen Vogel und erteilt mit der rechten Hand seinen Segen. Zunächst trug die Madonna von Einsiedeln lediglich einen Umhang, der zu einem Schleier drapiert wurde. Doch seit dem 17. Jahrhundert trägt die Madonnenfigur ein Kleid der spanischen Hoftracht. Insgesamt gibt es 27 verschiedene prunkvolle Kleider. Allesamt bekommen sie gemeinsam mit dem Schleier, der bis zum Kleidsaum hinunterreicht, eine ehrwürdige Distanz verleihen.
Zu Beginn war das Gesicht und die Hände der Schwarzen Madonna sowie des Jesuskindes farbig. Durch den Russ und den Rauch der vielen Kerzen und Öllampen, die dauerhaft in der beengten Kapelle brennen, färbte sich das Gnadenbild von Jahr zu Jahr dunkler. Die Marienfigur musste infolge der Französischen Revolution und der Besetzung des Klosters Einsiedeln im Jahr 1798 vor General Schauenberg und seinen Truppen, die die Gnadenkapelle niederrissen, versteckt werden.
Zunächst vergrub man die Figur der Schwarzen Madonna für einige Wochen im Boden, bevor es gelang, diese ins benachbarte Vorarlberg zu bringen. Zunächst wurde sie im Kloster St. Peter in Bludenz und im Anschluss in der Propstei St. Gerold untergebracht. In St. Gerold wurde die Marienfigur restauriert und zum Teil neu gefasst. Seit 1799 war das Gnadenbild vollends schwarz. So kehrte sie 1803 in das neu aufgebaute Kloster Einsiedeln zurück. Seither ist sie ein beliebtes Wallfahrtsziel für viele Pilger und Gläubige.