Die Ehe ist ein sakramentaler Bund, der unauflöslich ist und die immerwährende göttliche Liebe in der Treue widerspiegelt. Diese Treue der Christen und Christinnen, immer füreinander da zu sein, sieht Kardinal Reinhard Marx als Vorbild für eine demokratische Gesellschaft. Beim Festgottesdienst für Ehejubilare am Sonntag, den 20. Oktober, sprach er davon, dass die Ehe zentrale Botschaften des Evangeliums verwirkliche. Mit 600 Ehepaaren feierte der Erzbischof von München und Freising im Münchner Liebfrauendom den traditionellen Gottesdienst und segnete die Ehepaare.
Kardinal Marx: „Ein unglaublicher Zivilisationsfortschritt“
Die demokratische Gesellschaft existiert, wie die Ehe, durch Menschen, die mehr geben, als sie müssten, so der Kardinal in seiner Predigt. Wenn in einer Ehe nur das gegeben wird, was benötigt wird, würde die Familie zusammenbrechen, erklärt Kardinal Marx. Eine Gesellschaft würde ebenso wie die Familie daran scheitern. Weiterhin sei die Treue der Christinnen und Christen für die Gesellschaft sehr wichtig, da man daran erkennt, wie bedeutend es ist, füreinander einzustehen. Kardinal Marx nennt es in seiner Ansprache an die Ehepaare einen „unglaublichen Zivilisationsfortschritt“. So betrachtet er die Familie als „Kern des Gemeinwesens“. Das Zeugnis der Treue sei nicht nur ein Glaubenszeugnis, sondern vielmehr ein „Zeichen vor der ganzen Welt“, „wie wir leben wollen“.
Die Ehe ist „eine geistliche Berufung“
Die Ehedauer der teilnehmenden Ehepaare war ganz unterschiedlich: Es nahmen Ehepaare am Gottesdienst teil, die zehn Jahre verheiratet waren, aber auch vier Paare, die den Bund der Ehe bereits vor 70 Jahren geschlossen hatten. Wie lange die Paare verheiratet sind, spielt keine Rolle; wichtig ist vielmehr, die „Nachfolge Christi“ anzutreten und „in seiner Spur zu bleiben“. Daher sieht Kardinal Marx die Ehe als eine „geistliche Berufung“. Mit der Ehe sei eine zentrale Botschaft des Evangeliums zu verwirklichen: Denn derjenige, „der sein Leben will, wird es verlieren“, während derjenige, „der sein Leben gibt, es gewinnen wird“.
Das lässt sich auch auf das gesellschaftliche Leben anwenden, denn eine Gesellschaft voller Egoisten, die nur ihren eigenen Vorteil im Blick haben, sei nicht möglich, predigte der Kardinal. Ein lebenswertes Leben besteht darin, sich gegenseitig zu „dienen“, zu „erleben“ und füreinander offen zu sein. „Macht über die anderen“ auszuüben, macht das Leben nicht lebenswerter.