Weihnachten ist weltweit ein Fest der Liebe, der Hoffnung und des Friedens. Die Erinnerung an die Geburt von Jesus Christus erweckt in vielen Menschen die Nächstenliebe und das Mitgefühl. Es ist eine Zeit, in der sich die Menschen für das Gute im Leben und in anderen Menschen öffnen. Weihnachtsmärkte, festlich geschmückte Straßen und das gemeinsame Singen von Weihnachtsliedern verstärken das Gefühl der Zusammengehörigkeit und des Friedens – einem Frieden, nach dem sich das Heilige Land besonders sehnt. In Bethlehem, überschattet vom anhaltenden Konflikt im Gazastreifen, begannen am Dienstagnachmittag die christlichen Zeremonien. Der Lateinische Patriarch Kardinal Pierbattista Pizzaballa zog in diesem Zusammenhang mit Hunderten von Pfadfindern durch die spärlich geschmückten Straßen zur Geburtskirche.
Kardinal Pizzaballa mit Ansprache auf dem Krippenplatz
Aufgrund der aktuellen Lage und der Kriegssituation im Heiligen Land verzichtete man in Bethlehem auf eine ausgelassene Feier und Weihnachtsschmuck. Gemeinsam ging man ohne Musik und Trommelchöre durch die Straßen zum Krippenplatz. Einige der Menschen trugen Spruchbänder mit den Wünschen der Bevölkerung. Einige waren mit den Worten „We want life, not death“ beschriftet. So zeigten sie deutlich, dass das Sterben enden und das Leben beginnen soll. Eines der Plakate trug die Aufschrift: „Stoppt den Gaza-Genozid jetzt!“. Am zentralen Friedens-Zentrum begrüßten der Bürgermeister Anton Salman sowie weitere hochrangige Personen der Stadt das katholische Oberhaupt des Landes. Kardinal Pizzaballa griff in seiner Ansprache auf dem Krippenplatz die Wünsche der Bevölkerung auf und rief zu Frieden, Hoffnung und Zuversicht auf. Mit dem Blick auf das sich zu Ende neigende Jahr 2024 sagte er, dass es „das schwierigste Jahr aller Zeiten“ für die Region gewesen sei. Dennoch dürfe man dem Krieg nicht erlauben, „dass er unser Leben zerstört“, so Pizzaballa.
In einer Messe kurz vor Mitternacht erinnerte der Lateinische Patriarch in der Katharinenkirche an die Geburt Christi vor mehr als 2.000 Jahren. Wie gewohnt wurde auch der Palästinenserpräsident Mahmud Abbas eingeladen. Auf festliche Dekorationen wie einen Christbaum oder Beleuchtung verzichtete die Stadt Bethlehem im zweiten Kriegsjahr. Ebenso fehlte auch eine Krippe, wie sie im letzten Jahr am Rand des Manger Square aufgebaut war.
Christen der Region bleiben untereinander
In seiner Ansprache auf dem Krippenplatz übermittelte Kardinal Pizzaballa den Menschen in Bethlehem Grüße und Wünsche der Christen aus Gaza. Dort habe er am Sonntag die Ausmaße der Zerstörungen unmittelbar gesehen. Doch er hat nicht nur Leid vorgefunden, denn vor Ort habe er auch Leben und Zuversicht gesehen. „Wir geben nicht auf, niemals“, appellierte der Patriarch und erntete dafür tosenden Applaus. Die Stadt Bethlehem und das Heilige Land waren in den Feiertagen stets ein Magnet für Pilger und Gläubige aus der ganzen Welt. Nach dem Kriegsbeginn blieben diese im letzten Jahr aber weitgehend aus. Deshalb rief Kardinal Pizzaballa die Pilger in aller Welt auf, wieder ins Heilige Land zu kommen. Mit einem Blick in die Zukunft äußerte er die Hoffnung, dass Bethlehem im nächsten Jahr den größten und schönsten Weihnachtsbaum aufstellen werde.
Doch auch wie im letzten Jahr blieben die Christen Bethlehems und der näheren Umgebung beim diesjährigen Weihnachtsfest erneut weitgehend unter sich. Aufgrund der international verhängten Reisewarnungen kamen kaum ausländische Gläubige ins Heilige Land. Ebenso ist auch kein großer Andrang aus den übrigen Teilen des Westjordanlands zu erwarten. Für den Geburtsort Christi und die Einheimischen, die vom Tourismus leben, ist dies ein weiterer schwerer Schlag. In der Folge wirkte Bethlehem und die Umgebung der Geburtskirche auch im zweiten Weihnachten während des Kriegs verlassen. Unter den Menschen, die sich auf dem Krippenplatz bei der Ansprache aufhielten, war der Großteil Polizisten oder Journalisten. Doch inmitten der Spannungen erinnern sich die Menschen in Bethlehem und die Gläubigen in der gesamten Welt an die wahre Bedeutung von Weihnachten – an die Liebe, die die Welt verändern kann. Auch wenn die Konflikte nicht verschwinden, bleibt Weihnachten in Bethlehem ein Licht der Hoffnung, das die Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung nährt.