StartVaticanKardinal Woelki spricht über das Konklave: Realität und Fiktion

Kardinal Woelki spricht über das Konklave: Realität und Fiktion

Der Papst ist tot. Nun beginnen im Vatikan die Vorbereitungen auf die Papstwahl – das Konklave. Gleich zu Beginn des Hollywood-Films „Konklave“ drängeln sich Priester, Bischöfe und Kardinäle im Gästehaus Santa Marta. Doch genau das versucht die offizielle Vorschrift für die Zeit vor der Papstwahl, „Ordo Exsequiarum Romani Pontificis“, zu verhindern.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki kennt sowohl das Geschehen im Film als auch die Realität. Nach seinen Aussagen läuft die Wahl eines neuen Papstes anders ab. Er habe sich durch den Oscar-gekrönten Thriller gut unterhalten gefühlt, doch „die Realität ist um einiges anders“, erklärte Woelki. Wie schon bei der Wahl von Papst Franziskus nimmt der Kölner Erzbischof auch an diesem Konklave teil.

Abweichungen beim Beginn und Ablauf der Wahl

Im Film beginnt das Konklave damit, dass die Kardinäle ab 18 Uhr eingeschlossen sind. In der Realität beginnt die Papstwahl jedoch mit der Messe „Pro eligendo Papa“ im Petersdom. Am Nachmittag schwören die Kardinäle öffentlich in der Sixtinischen Kapelle den Eid. Erst danach werden sie abgeschirmt von der Öffentlichkeit eingeschlossen.

Während die im Film dargestellte Bitte, die Handschrift auf den Wahlzetteln zu verändern, der Wahrheit entspricht, enthält die Darstellung der Stimmauszählung einen Fehler: In der Hollywood-Version liest bereits der zweite Wahlhelfer den Namen auf dem Zettel laut vor. Laut Vorschrift lesen jedoch sowohl der erste als auch der zweite Wahlhelfer den Namen still und reichen den Zettel weiter. Erst der dritte Wahlhelfer verkündet den Namen laut. Korrekt dargestellt ist hingegen die Auffädelung und anschließende Verbrennung der Wahlzettel zur Verkündung des Ergebnisses.

Konklave: Geheimhaltung im Film am ehesten getroffen

Den Ritus und das Verfahren nach dem Tod des Papstes nehmen die Filmemacher nicht so genau. Ein großer Unterschied besteht etwa in der Zerstörung des Fischerrings: Dieser wird nicht, wie im Film dargestellt, direkt nach der Abnahme durch den Camerlengo zerstört, sondern erst in einer Versammlung der Kardinäle.

Auch dass ein Leinentuch das Gesicht des aufgebahrten Papstes verdeckt, entspricht nicht dem Sterbezimmer, sondern geschieht erst kurz vor dem großen Trauergottesdienst. Laut Woelki ist die Geheimhaltung und die Abgeschiedenheit des Konklaves in der Sixtinischen Kapelle im Film am ehesten realistisch dargestellt. Doch man müsse zwischen dem eigentlichen Konklave und dem sogenannten Vor-Konklave unterscheiden, das durch die Generalversammlungen geprägt ist:

„Dabei kommt man zusammen, spricht miteinander, bringt seine Sicht ein. Es gibt Kaffeepausen, man trifft sich abends zum Essen, lernt sich kennen.“ Die Kardinäle vertreten im Vor-Konklave ihre unterschiedlichen Sichtweisen, erklärt Woelki. „Das ist das Vorgeschehen. Und wenn dann das eigentliche Konklave beginnt, dann ist das schon eine Art Bruch – der allein dadurch deutlich wird, dass alle Kardinäle in Santa Marta zusammenkommen.“

Außenkontakte und technische Geräte verboten

Bevor die Kardinäle im Gästehaus Santa Marta zusammenkommen, müssen alle „elektronischen Geräte, alle Handys abgegeben werden“. Die Geheimhaltung, insbesondere in der Sixtinischen Kapelle und den Wahlräumen, wird streng überwacht. Papst Johannes Paul II. verbot, „technische Geräte, die zur Aufnahme, Wiedergabe oder Übermittlung von Ton, Bild oder Schrift dienen“, in die Sixtinische Kapelle mitzubringen.

Jeder Kardinal bekommt ein eigenes Zimmer. „Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich beim letzten Mal mein eigenes Zimmer bezogen habe: Die Fenster waren versiegelt, die Fensterläden verschlossen. Ich hatte keine Möglichkeit, das Tageslicht zu sehen“, berichtet Kardinal Woelki von seiner Erfahrung.

Im Konklave auf die Stimme Gottes hören

Anders als im Film dargestellt, kommt es in den Versammlungen, bei den heiligen Messen und beim gemeinsamen Essen nicht zu „großen emotionalen Ausbrüchen“. Vielmehr herrscht eine Atmosphäre des Gebets. Dennoch könne es im Vor-Konklave „schon mal etwas heftiger, etwas kontroverser“ zugehen. Das sei auch gut so, denn so kämen „die unterschiedlichen Perspektiven der Weltkirche zusammen“. Gemeinsam begibt man sich dann auf den Weg der Entscheidungsfindung, so Kardinal Woelki. „Im Konklave selbst herrscht eine andere Stimmung.“

Hier habe Papst Franziskus der Kirche den Weg geebnet, indem er besonderen Wert auf ein synodales Miteinander gelegt habe. Franziskus habe einen neuen Umgangsstil etabliert, bei dem das Hören aufeinander und das Hören auf die Stimme Gottes im Vordergrund stehen. Gott führe aus der Unterschiedlichkeit in die Einheit, berichtet Woelki aus eigener Erfahrung. „Unsere Aufgabe ist es, uns zu öffnen, um wahrzunehmen, wohin er uns führen will. Das zu erkennen, ist die große Herausforderung.“

VERWANDTE ARTIKEL

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Beliebteste

Neue Kommentare

GodMag

Kostenfrei
Ansehen