StartChristen VerfolgungLibanon am Abgrund – Christliche Hilfsorganisationen sind besorgt

Libanon am Abgrund – Christliche Hilfsorganisationen sind besorgt

Bei dem Konflikt im Nahen Osten kehrt keine Ruhe ein. Fast täglich erreicht die Welt Nachrichten von Attentaten und Angriffen, bei denen tausende Unschuldige ihre Heimat verlieren. Nach den Bombenangriffen Israels auf Gebäude der Terrormiliz Hisbollah sind vor allem der Süden Beiruts und angrenzende Gebiete betroffen. Raketen zerstören Wohnhäuser im Libanon und die Menschen stehen vor großen Problemen. Ohne feste Arbeit und sicheres Einkommen, ohne sauberes Wasser und Unterkunft leben viele Menschen teils nur wenige Meter neben Bombeneinschlägen. Mehr als eine Million Menschen flüchteten bereits aus den betroffenen Gebieten und sind in Notunterkünften von Hilfswerken wie Caritas und Missio untergekommen. Laut Angaben der Hilfsorganisation Missio leben mehr als 4.300 Menschen in einfachsten Verhältnissen in Schulen, Gemeindezentren oder haben Zuflucht bei wildfremden Menschen gefunden, wo sie ohne Decken, Matratzen und Medikamente leben müssen.

Hilfsorganisationen im Libanon von Angriffen getroffen

Das, was den Helfern vor Ort neben den katastrophalen humanitären Umständen der Bevölkerung am meisten Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass sie selbst immer häufiger zu Opfern militärischer Angriffe werden. So klagt die Caritas darüber, dass bei einem Luftangriff im Libanon mehrere christliche Einrichtungen durch das israelische Militär zerstört wurden. Der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, drückte seine Besorgnis aus. Er erklärte, das Hilfswerk sei beunruhigt darüber, dass „wiederholt unsere Partner im Libanon Opfer militärischer Angriffe wurden“. Er forderte das Ende der Bombenangriffe, denn nicht zuletzt sei ein christliches Zentrum für Jugendliche und Kinder bei Luftschlägen zerstört worden. Das Bombardement müsse ebenso ein Ende finden wie die „anhaltende Bedrohung“ für die Helferinnen und Helfer in den Krisengebieten.

Die Kirche als Anker in schweren Zeiten

Eine große Herausforderung stellt die Wasserversorgung in den betroffenen Gebieten dar, da viele Wasserversorgungssysteme durch Bombeneinschläge zerstört worden sind. Für die Menschen, die ohnehin in Armut leben, wird die Lage zunehmend kritischer. Romina Elbrecht, die stellvertretende Leiterin der Missio-Auslandsabteilung, bringt die dramatische Situation auf den Punkt: „Da geht es jetzt einfach nur noch um das blanke Überleben.“ Weiter reflektiert sie die Bedeutung der Kirche in den Regionen, in denen „staatliche Strukturen überfordert sind“. Hier ist die Kirche ein „unverzichtbarer Akteur“, der die Bedürftigen mit dem Wichtigsten versorgen kann. Caritas international gab Zahlen der libanesischen Regierung bekannt. Diese berichtet, dass bei den Angriffen 2.450 Menschen ums Leben kamen, rund 11.500 verletzt wurden und 1,2 Millionen Menschen geflüchtet sind.

Große Religionsvielfalt im Libanon

Eine Staatsreligion sucht man im Libanon vergeblich; vielmehr zeichnet sich das Land durch eine große Vielfalt an verschiedenen Religionen aus. Rund 30 Prozent der Bevölkerung sind Christen, etwa 60 Prozent der Menschen sind Muslime, sowohl Schiiten als auch Sunniten. Insgesamt sind in dem Staat mit 5,5 Millionen Einwohnern 18 Religionen anerkannt. Diese große Diversität findet sich auch in der parlamentarischen Monarchie wieder: Ein maronitischer Christ stellt stets den Präsidenten, während der Regierungschef ein Sunnit und der Parlamentspräsident ein Schiit sein muss.

Eine durch Vetternwirtschaft und Korruption geprägte Regierung stürzte das Land nach einem Bericht der UN im Jahr 2019 in eine politische Krise. Daraus resultierte eine hohe Arbeitslosenquote und Versorgungsprobleme. Nach einer Explosion im Beiruter Hafen im August 2020 hat das Land keine wirklich funktionierende Führung mehr und ist von Armut geplagt. Etwa 75 Prozent der Bevölkerung leben an oder unter der Armutsgrenze.

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