Albinismus ist eine genetische Störung, bei der der Körper entweder wenig oder gar kein Hauptpigment – Melanin – bildet. Melanin ist das Pigment, das Haut, Haare und Augen ihre Farbe verleiht. Menschen mit Albinismus haben daher sehr helle Haut, blonde oder rote Haare und oft auch rote oder blasse Augen. In der Folge erkranken Betroffene häufig an Hautkrebs. Je nach geografischem Standort variiert die Häufigkeit der genetischen Störung. So sind in Europa und Nordamerika etwa 1 von 17.000 bis 20.000 Menschen von Albinismus betroffen. Viel höher ist der Wert in einigen Regionen Afrikas, insbesondere in Ostafrika. Hier lebt etwa 1 von 1.400 Menschen mit Albinismus, was für sie eine Gefahr für das gesellschaftliche Leben darstellt, aber auch ihr Leben bedroht. Dem Aberglauben geschuldet werden diese Menschen je nach Region von der Gesellschaft ausgegrenzt, verstümmelt oder gar getötet. Die katholische Kirche setzt sich für die verfolgten Menschen ein.
Diskriminierung und Gewalt an Menschen mit Albinismus
Menschen mit Albinismus leben auf dem afrikanischen Kontinent in ständiger Angst und Gefahr für ihr Leben. Über einen Vorfall berichtet Bernhard Udelhoven, ein aus Bitburg in der Eifel stammender, aber in Sambia lebender Priester. Seit Jahrzehnten arbeitet er in der Gemeinde Lumimba an der Grenze zu Malawi. Bei diesem Vorfall erzählte der 56-jährige Priester, wie ein Lehrer einer Schülerin, die Albinismus hat, den Arm abhackte. Die Schülerin überlebte, und die Bevölkerung war über diesen Vorfall unglaublich schockiert, berichtet Udelhoven. Sie hätten den Täter am liebsten sofort gelyncht. So ein Fall ist aber keine Seltenheit, wie weitere Vorkommnisse in Tansania zeigen.
Der Aberglaube und die Angst vor Albinismus sind tief in der Gesellschaft verwurzelt. Mütter werden dazu gedrängt, ihre Kinder zu töten. Sollten sie sich weigern, verliert das Kind jegliche Menschenrechte. Teilweise wird sogar ein Kopfgeld auf die Menschen ausgesetzt, da das Töten von Personen mit Albinismus Glück und Reichtum bringen soll. Aus Extremitäten der Menschen werden in okkulten Ritualen Tränke und Amulette gemacht.
Wie bei der Schülerin auch, wurde im Jahr 2015 ein 18 Monate altes Baby aus den Händen der Mutter entrissen. Sie selbst überlebte den Angriff mit der Machete nur knapp. Die Leiche des kleinen Jungen fand man Tage später ohne Extremitäten im Wald. Doch nicht nur die körperliche Gewalt stellt für sie eine große Herausforderung dar, denn auch im sozialen Umfeld werden sie vor Probleme gestellt. Zum Teil werden Betroffene als verhext bezeichnet. Die Folge: Sie finden keine Jobs, keine Freunde, keine Partner. Ein Lichtblick ist jedoch, dass sie nicht überall diskriminiert werden, sagt Udelhoven. Auch Menschen mit Albinismus sind in der Bevölkerung integriert. „Man versucht aber, sie besonders zu schützen“, so der Priester. Familien und Angehörige lassen sie zur Sicherheit nicht alleine verreisen.
Glaube an Hexerei in Afrika weit verbreitet
Erst im August erklärten die Mitgliedsstaaten der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC), verstärkt Maßnahmen zum Schutz von Menschen mit Albinismus ergreifen zu wollen. Dieser Schritt wurde von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International als längst notwendig bezeichnet. Auch die katholische Kirche setzt sich dafür ein, den Betroffenen zu helfen und Angriffe zu verhindern. Der Glaube an Magie und Hexerei ist in Sambia bis heute weit verbreitet. Was das für die Bevölkerung dort bedeutet, ist für Menschen aus anderen Kulturkreisen kaum nachzuvollziehen. Personen sind zum Beispiel grundlos beschuldigt, jemand anderes vergiftet zu haben. So einen Fall erlebt Priester Udelhoven zurzeit in seiner eigenen Gemeinde: Dort wird ein Mitarbeiter der Hexerei beschuldigt. Eine solche Beschuldigung kann weitreichende Folgen nach sich ziehen. So schicken manche Eltern ihre Kinder aus Angst nicht mehr in die Kirche, erzählt der 56-Jährige.
Auch die Motive solcher Anschuldigungen sind vielfältig. Oftmals verbergen sich dahinter ganz banale Dinge wie Neid oder die Suche nach einem Sündenbock. Die katholische Kirche setzt sich in ganz Afrika gegen verschiedene Formen der Stigmatisierung ein. Besonders aktiv sind dabei die rund 84.000 Ordensfrauen auf dem Kontinent. Anlässlich des Afrikatags 2025 weisen die international tätigen Hilfswerke missio Aachen und missio München auf ihren Einsatz hin und rufen zwischen dem 1. und 12. Januar zu Spenden in den Gottesdiensten auf.
Der Afrikatag, der traditionell um den 6. Januar (Dreikönigstag) gefeiert wird, erinnert an die Legende, dass mindestens einer der Sterndeuter aus Afrika stammte und den Stall von Bethlehem besuchte. Die dafür durchgeführte Kollekte ist die älteste kirchliche Spendensammlung und Solidaritätsaktion weltweit. Sie wurde 1891 von Papst Leo XIII. ins Leben gerufen, ursprünglich um Mittel im Kampf gegen die Sklaverei zu sammeln. Heute konzentriert sich die Aktion vor allem auf die Förderung von Hilfe zur Selbsthilfe.