StartFamilieJunge Mädchen zu Ehe-Kursen in Moschee in Mannheim

Junge Mädchen zu Ehe-Kursen in Moschee in Mannheim

Nicht nur in Mannheim sorgte eine Veranstaltungsreihe für muslimische Mädchen in einer Mannheimer Moschee für große Diskussionen. Das islamische Omar Al-Faruq Center warb mit einem Kurs für einen Vorbereitungskurs zur Ehe für muslimische Mädchen ab 13 Jahren. Schnell kam die Frage auf, ob damit die in Deutschland verbotene Kinder-Ehe „vorbereitet“ wird. Der islamische Verein warb mit einem „Mädelsabend in der Moschee“ für die Veranstaltungsreihe. Seither steht die Moschee in Mannheim unter starker Kritik. In einer schriftlichen Stellungnahme hat sich der Verein, der die Veranstaltungsreihe in einem Flyer beworben hatte, gegen die Vorwürfe gewehrt. So schreibt der Verein auf der Internetseite des „Omar Al-Faruq Centers“, dass ein Missverständnis vorliegt. Ihnen sei es nie darum gegangen, minderjährige Mädchen an die Trauung heranzuführen.

Werbung für Kinder-Ehe oder nur ein Missverständnis?

Der Flyer war mit weißen Rosen gestaltet und trug den Hinweis „Save the Date“ – eine klare Botschaft. Zudem schrieb der islamische Arbeiterverein: „Wer heiratet, hat die Hälfte seines Glaubens vervollständigt.“ Die Einladung verbreitete sich schnell und sorgte für viel Unverständnis. So äußerte sich auch der Mannheimer Stadtrat und Kreisvorsitzende der Jungen Union (JU), Lennart Christ, kritisch. Das sei eine „fatale Botschaft“, sagte er gegenüber der „Bild“-Zeitung und verdeutlichte, dass die Ehe ab 13 Jahren in Deutschland keinen Platz habe. Weiter kündigte er an, dass er die Angelegenheit kritisch verfolgen werde. Außerdem rief er Kinderschutz- und Gleichstellungsbeauftragte sowie die Beauftragten für Migration und Integration auf, sich an der Aufklärung zu beteiligen. Der islamische Verein reagierte auf die aufkommende Kritik und sprach von einem Missverständnis. So bezeichnete der Sprecher der islamischen Gemeinde, Khalil Khalil, die Beschreibung des Flyers als „unglückliche Formulierung“.

Dabei klingt der Titel der Veranstaltungsreihe „Mädelsabend in der Moschee für Mädchen und Frauen ab 13 Jahren zur Vorbereitung auf die Ehe“ unmissverständlich. Vonseiten des Vereins heißt es allerdings, dass sie in der Moschee in Mannheim keine Trauung von Frauen unter 18 Jahren erlauben. Khalil sprach gegenüber der „Bild“-Zeitung, dass sie ein unabhängiger Verein seien und niemanden bekehren wollten. Über seine persönliche Situation sagte er, dass seine eigene Tochter erst fünf Jahre alt sei. Er wünsche sich für sie eine Ehe in „reifem Alter“. Weiter heißt es, dass man mit der Veranstaltung lediglich auf die verstörenden Inhalte in sozialen Medien reagieren wollte.

Die Idee sei von jungen Frauen gekommen, um sich dem einseitigen und problematischen Frauenbild im Netz zu widersetzen. So sollte der Kurs das Selbstbewusstsein der jungen Frauen in Bezug auf Sexualität und Gleichberechtigung in der Partnerschaft stärken, heißt es in der Erklärung. Damit wolle man auf den Trend „Talahon“ reagieren. Der Begriff leitet sich vom Arabischen „Tahal lahon“ ab, was übersetzt „Komm her“ bedeutet. Der Trend umfasst junge Männer, die mit gefälschter Luxuskleidung, Bauchtasche und dicker Goldkette durch die Innenstädte laufen. Diese sorgen im Netz für teils rassistische Diskussionen über Migration und Jugendkultur. Dabei provozieren sie häufig mit einem veralteten Frauenbild.

Moschee in Mannheim unter Beobachtung

Die Moschee in Mannheim, in der die Veranstaltung stattfinden sollte, steht im Stadtteil Neckarstadt-West. Der Stadtteil zählt 20.000 Bewohner, von denen viele einen Migrationshintergrund haben. Nach einem älteren Bericht der Zeitschrift „Focus“ stand das „Omar Al-Faruq Center“ unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Auf Anfrage der „Bild“ erklärte das baden-württembergische Landesamt für Verfassungsschutz jedoch, dass keine verfassungsschutzrechtlichen Erkenntnisse vorliegen. Sprecher Khalil erklärte, er verstehe die entstandenen Irritationen, aber er könne die verbalen Angriffe auf die islamische Community nicht nachvollziehen. Auch andere Muslime halten die Erklärung des Sprechers für glaubwürdig. So äußert sich auch der Leiter des Mannheimer Instituts für Integration und interreligiöse Arbeit, Talat Kamran, dass man schon länger vertrauensvoll mit der Moschee zusammenarbeite. Dennoch war er selbst irritiert über die Werbung.

Die Veranstaltung ist nun vorerst bis auf Weiteres ausgesetzt und wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Die Veranstaltungsreihe wird nach einer Einladung der Gemeinde von einer Vertreterin des Jugendamtes begleitet, erklärt die Stadt. Ein ähnliches Format plant der islamische Verein auch für junge Männer in Bezug auf Gleichberechtigung, Frauenbild und Partnerschaft.

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