Die Welt, in der wir uns befinden, ist zunehmend von Kritik und öffentlichen Urteilen geprägt. Dieser Tatsache sehen sich die katholische Kirche und insbesondere die Priester als erste Ansprechpartner konfrontiert. Denn auch die Seelsorger geraten vermehrt in den kritischen Blick der Gesellschaft. Während konstruktive Kritik in vielen Bereichen zu einer Besserung der Missstände führen kann, wird die Grenze häufig übertreten. Diese gefährliche Entwicklung, die vor allem die für die Gemeinde arbeitenden Priester betrifft, ist das sogenannte „Priester-Bashing“. Dieses Bashing (=schlagend) bezeichnet die öffentliche, häufig heftige Kritik gegenüber den Geistlichen. Dabei sind Priester diejenigen, die inmitten einer komplexen, zerrissenen und von Gewalt dominierten Welt als einfache und menschliche Seelsorger wirken. Viele Pfarrer spüren den Hass der Menschen – nicht aufgrund ihrer Taten, sondern aufgrund der Fehler, die andere in der gesamten Institution gemacht haben.
Misskommunikation und Schweigen der Kirche fördern Priester-Bashing
Was als breitere Kritik an der Institution Kirche als Reaktion auf die Missbrauchsskandale und die oft undurchsichtige Kommunikation der Bischöfe begann, hat sich in vielen Fällen zu einem pauschalen, ungerechtfertigten Angriff auf die Priester selbst entwickelt. Dabei sind die Priester das letzte Glied in der Kette. Priester sind als Diener Gottes dennoch nur Menschen und dürfen menschliche Schwächen und Fehler haben. Doch dem Priester-Bashing sind nicht nur Pfarrer ausgesetzt, die Fehler begangen haben, sondern auch hervorragende Seelsorger. Es sollten nicht diejenigen, die vor Ort (in den meisten Fällen) Gutes am Menschen bewirken, sondern die mangelhafte Kommunikation der Kirchenführung in den Blick gerückt werden. Denn darin liegt ein elementarer Grund. Wie geht die Kirche mit Missständen um? Wie reagieren die Bischöfe auf Missbrauchsfälle? Fehlende Transparenz und Kommunikation innerhalb der Institution Kirche sind eine der größten Ursachen für das Priester-Bashing. Diese Fehler der Kirche, aus dem Hintergrund undurchsichtig zu agieren, sind der Hauptgrund, weshalb das Priestertum in der öffentlichen Wahrnehmung unter Generalverdacht steht.
Statt sich klar zu positionieren, bleibt die Kirche oft im Hintergrund, während die Priester vor Ort die unmittelbaren Konsequenzen der Skandale spüren. In der Vergangenheit fehlte eine klare Haltung der Bischöfe und der kirchlichen Hierarchie, um die Seelsorger zu schützen. Die intransparente und inkonsistente Kommunikation trägt Mitverantwortung für das heutige Misstrauen gegenüber der Kirche und ihren Vertretern. Für viele Menschen, die nur die negativen Schlagzeilen der Medien mitbekommen, ist es Grund genug, die Priester als Schuldige zu erklären.
Priester sind auch nur Menschen
Die mangelnde Kommunikation von Seiten der Kirchenführung verstärkt den Graben zwischen der Institution und den Menschen. Priester, die tagtäglich in ihren Gemeinden arbeiten, werden zunehmend zu den Sündenböcken, obwohl sie selbst nicht in die Missbrauchsskandale involviert sind. Einige erkennen die Priester vor Ort nur als einen Teil eines großen Ganzen an und vergessen dabei, dass es sich bei ihnen um Individuen handelt. Priester sind keine ferngesteuerten Figuren, die alle Entscheidungen der Kirche bestimmen oder für das Versagen der Institution verantwortlich sind. Sie sind Individuen, die ihre Berufung in einer zunehmend schwierigen und kritischen Umgebung leben. Viele Priester engagieren sich in sozialer Arbeit, leisten einen unschätzbaren Beitrag in der Beratung von Menschen in schwierigen Lebenslagen und unterstützen die Gemeinschaft in Zeiten des Wandels. Doch diese positiven Taten bleiben oft unbeachtet, weil die öffentliche Wahrnehmung von der negativen Aufmerksamkeit auf die Hierarchie und die institutionellen Versäumnisse überschattet wird.
Priester sind für viele Menschen eine Quelle der Hoffnung, des Trostes und der moralischen Unterstützung. Mit Leidenschaft geben sie ihr Leben dem Dienst an der Gemeinschaft hin. Sie bieten Beistand in Zeiten der Trauer und feiern mit ihnen die tiefen spirituellen Momente. Doch die Anerkennung für die Arbeit der Priester fehlt. Stattdessen erfahren Priester zunehmende Anfeindungen, die tief in der gesellschaftlichen Wahrnehmung von der Institution Kirche verwurzelt sind.
Veränderter Blick auf das Priester-Bashing
Es ist längst an der Zeit, dass wir als Gesellschaft lernen, diesen Punkt zu verstehen. Kritische Stimmen sind wichtig, wenn es darum geht, Missstände sichtbar zu machen. Doch diese Kritik sollte niemals in pauschalem Priester-Bashing enden. Denn sie sind selbst nur allzu oft Opfer der Umstände. Die Priester sind nicht die Architekten der Kirche. Sie sind ein Werkzeug, das in erster Linie am Menschen wirkt. So sind sie in vielerlei Hinsicht die ersten, die unter der Verantwortung und den Konsequenzen der Kirche leiden. Dabei erfahren viele von ihnen keine Unterstützung und vor allem verdienen sie es nicht. Als Diener des Herrn helfen, heilen und unterstützen sie. Daher verdienen sie es, mit Würde und Respekt behandelt zu werden. Das, was die Kirche jetzt benötigt, ist eine klare und offene Kommunikation. Eine Kommunikation, die in den obersten Rängen beginnt, aber vor allem denjenigen zugutekommt, die vor Ort die Arbeit und die Verantwortung tragen. Priester sind keine Sündenböcke. Sie sind Teil einer größeren, lebendigen Gemeinschaft, die sich auf der Suche nach Heilung und Versöhnung befindet. Versöhnung, die auch die Priester selbst verdienen. Deshalb müssen wir mit einem klaren und mitfühlenden Blick auf die Realität schauen, in der Priester tagtäglich wirken. Dann erkennen wir, dass sie es verdienen, mit Würde und Anerkennung behandelt zu werden. Das Priester-Bashing muss ein Ende finden!