StartWeltKatholische Weltsynode – Eröffnung mit beeindruckender Messfeier im Vatikan

Katholische Weltsynode – Eröffnung mit beeindruckender Messfeier im Vatikan

Bei der Weltsynode handelt es sich um ein Herzensprojekt des Heiligen Vaters, Papst Franziskus. Das Reformprojekt in Rom geht in die entscheidende Runde und die Erwartungen sind sehr groß, denn zahlreiche Gläubige hoffen auf konkrete Beschlüsse nach den Beratungen.

Ein zentrales Thema ist die Beteiligung und Teilhabe von Laien an der katholischen Kirche. Mit einer beeindruckenden Messefeier wurde der entscheidende Teil der Beratungen bei der Weltsynode durch Papst Franziskus eröffnet. Der Eröffnungsgottesdienst fand am 2. Oktober 2024 statt, am „Fest der Heiligen Schutzengel“ und so wurden in festlichen Litaneien alle Engel und Heiligen um ihre Fürsprache angerufen. Die rund 90-minütige heilige Messe, an der etwa 20.000 Gläubige auf dem Petersplatz teilnahmen, wurde von Chorklängen und feierlicher Orgelmusik begleitet.

Thema der Weltsynode 2021-2024

Bereits seit dem Jahr 2021 läuft die katholische Weltsynode, ein Reformprojekt, bei dem die Kirche zu neuen Formen der Teilhabe aller Gläubigen gelangen möchte. Eine Neuheit hat Papst Franziskus geschaffen, denn erstmals nehmen neben geweihten Bischöfen und Priestern auch Männer und Frauen ohne Weihe an der Beratung teil. Der griechische Begriff Synode ist wörtlich mit einer Weggemeinschaft zu übersetzen und bezeichnet im kirchlichen Gebrauch eine Versammlung von Delegierten nationaler und internationaler Bischofskonferenzen, Geistlichen und Laien.

In der Weltsynode beraten die rund 370 Teilnehmer, darunter knapp 280 Bischöfe und circa ein Achtel Frauen, vier Wochen lang unter anderem über die Mitwirkung von Laien an der kirchlichen Basis. Weitere Themen, die zur Beratung für die Synodenteilnehmerinnen und -teilnehmer anstehen, sind beispielsweise die umstrittenen Themen der verpflichtenden Ehelosigkeit geweihter Priester sowie die Weihe der Frau zur Diakonin.

Über diese und weitere Tagespunkte beraten und diskutieren die Teilnehmer mithilfe des vom Papst zur Verfügung gestellten Arbeitspapiers mit dem Namen „Instrumentum laboris“, in dem herauskristallisierte Fragen festgehalten sind. In zwei Versammlungen, von denen eine im Oktober 2023 stattfand und eine nun ein Jahr später im Oktober 2024, diskutieren die Delegierten sowie die vom Papst gewählten Teilnehmer über diese Fragestellungen. Aus den Empfehlungen der Teilnehmer heraus, die Papst Franziskus in einem Schlussdokument präsentiert werden, entscheidet das katholische Oberhaupt letztlich über eine mögliche Umsetzung der Ergebnisse.

Papst Franziskus mahnt die Teilnehmer zu Demut und Freundschaft

Nach einer langen Prozession richtete der Papst im feierlichen Eröffnungsgottesdienst des zweiten Teils der Weltsynode in seiner Predigt mahnende Worte an alle Geistlichen und Laien, die der Beratung beiwohnen. Die Beiträge der Teilnehmer sollen nicht nur Teil einer Agenda sein, sondern als Möglichkeit angesehen werden, den eigenen Standpunkt zu überdenken. Dabei kommt es vor allem an, einander in Offenheit, Demut und Freundschaft zu begegnen. „Es muss uns gelingen, Harmonie in der Vielfalt zu schaffen“, betonte Papst Franziskus in seiner Ansprache an die Synodalen. Die Weltsynode ist keine parlamentarische Beratung, das hält der Heilige Vater ganz deutlich fest. Vielmehr ist es von Bedeutung, einander zuzuhören und sich im Austausch in der Gemeinschaft zu befinden. Der Zelebrant des Gottesdienstes war Kardinal Jean-Claude Hollerich aus Luxemburg. Hollerich gilt als enger Vertrauter von Papst Franziskus und wurde für die Weltsynode mit der Aufgabe des „Generalrelators“ vertraut. Als solcher hat er in den Beratungen als Mediator, Taktgeber und Koordinator eine zentrale Schlüsselrolle.

Bußfeier mit persönlichen Worten über erlittenes Leid

In der Weltsynode geht es darum, die Kirche neu zu positionieren und einen Neuanfang zu starten. Für einen solchen ist Vergebung nötig, weshalb Papst Franziskus schon am Dienstag vor Beginn der Beratungen einen Bußakt im Petersdom zelebrierte. Bei diesem Gottesdienst wurde Gott erstmals öffentlich um Vergebung für die Verfehlungen der Kirche gebeten. Viele Frauen und Männer meldeten sich zu Wort und erzählten von ihrem erlittenen Leid. Kardinäle nahmen stellvertretend die Schuld für sexuelle Gewalt, Machtmissbrauch, Kolonialismus, Sklaverei sowie von Christen verursachte Umweltverschmutzung und Zerstörung auf sich.

Weiter wurde um Vergebung für das Versagen von Männern bei ihrem Einsatz für die Würde der Frau sowie für den schlechten Umgang der katholischen Kirche mit sexuellen Missbrauchsfällen durch Geistliche gebeten. Für den Papst stellt die Weltsynode eine Möglichkeit dar, durch ein aufrichtiges Schuldeingeständnis das Vertrauen in die katholische Kirche wiederherzustellen, welche durch „unsere Fehler und Sünden zerbrochen wurde, und die Wunden zu heilen, die noch immer bluten, und die Fesseln des Unrechts zu lösen“. Nach der ruhigen und konzentrierten Bußfeier, bei der einige Teilnehmer Tränen vergossen, wirkte der Papst beim Eröffnungsgottesdienst deutlich befreiter. Nach der Feier wurde er noch 20 Minuten in seinem Papamobil über den Petersplatz gefahren, lachte, zeigte mehrfach „Daumen hoch“ und suchte den Kontakt zu einigen Synodalen, die er begrüßte.

Mit Transparenz, Beratung und Rechenschaftspflicht zur synodalen Kirche

Beobachter der Weltsynode rechnen nicht mit einer großen Veränderung bei den heiß diskutierten Fragen wie dem Zölibat oder der Einsetzung von Frauen in geweihten Ämtern. Für einen Beschluss benötigt jedes Thema eine Zweidrittelmehrheit und diese wird wohl bei der Frage nach der Rolle der Frau in kirchlichen Ämtern ohnehin nicht erreicht werden. Aus diesem Grund legte der Papst vorab fest, dass strittige Themen in einer externen Arbeitsgruppe diskutiert werden soll. Der Vatikan verzichtet auch auf Diskussionen rund um den Segen für homosexuelle Paare sowie den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. Diese Themen werden allesamt in externen Gruppen besprochen und von den Teilnehmern der Synode nicht diskutiert oder in die Beschlüsse aufgenommen.

Dennoch ist das Thema der Synode durchaus mit Spannung zu betrachten, denn das Arbeitsdokument des Papstes trägt den Titel „Wie wir eine missionarisch-synodale Kirche sein können“. Für die Diskussionsrunde geht es darum, einen Weg zu einer synodalen Kirche zu finden, der vom Vatikan bis in die kleinste Gemeinde umgesetzt werden soll. Es heißt, es sollen intransparente und klerikale Entscheidungswege durch Transparenz, gemeinschaftliche Beratung sowie Rechenschaftspflicht ersetzt werden. An diesen Punkten mangelt es bisweilen der katholischen Kirche, wodurch die Verschleierung von Sexualstraftaten und Machtmissbrauch begünstigt wurde.

Größerer Spielraum für Bischofskonferenzen

Der Papst schlug in seinem Arbeitspapier ein kontrovers diskutiertes Thema vor, das in der Weltsynode zur Sprache kommt. Dabei geht es darum, dass „die nationalen Bischofskonferenzen als kirchliche Subjekte anzuerkennen, die mit lehrmäßiger Autorität ausgestattet sind“. Die Bischofskonferenzen sollen die Möglichkeit haben, „liturgische, disziplinäre, theologische und spirituelle Ausdrucksformen zu fördern, die auf die verschiedenen soziokulturellen Kontexte abgestimmt sind“ und bekommen demnach die Chance, eigenständige Entscheidungen für die Kirchen in ihrem Land zu treffen und zu gehen. Im Kardinalskollegium ist die Spannung aufgrund verschiedener Denkweisen zu spüren, weshalb dieses Vorhaben auf Kritik stößt. Sie sind der Auffassung, dass es dadurch dem Papst schwerer werden wird, „den Laden zusammenzuhalten“. Ohnehin geht der Papst mit der Dezentralisierung der Kirche und der Laien Mitbestimmung große Risiken ein, weshalb das Ergebnis, das dem Papst Ende Oktober vorgelegt wird, mit sehr großer Spannung erwartet wird.

Das letzte Wort hat immer der Heilige Vater

Die Rufe nach immer weniger Hierarchien sowie einem „neuen Stil in der Kirche“ ist groß. Es soll weniger synodal und vielmehr geschwisterlich zugehen – ein Miteinander aus Klerikern und Nicht-Klerikern. Die große Frage bleibt aber, wie stark die katholische Kirche, die Bischöfe und die Kardinäle in Zukunft bereit sein werden, ihre Macht zu teilen. Alle Vorschläge, die am Schluss der Beratungen eine Zweidrittelmehrheit erlangen, werden Papst Franziskus zur Entscheidung vorgelegt. Das letzte Wort, ob und inwiefern es überhaupt zu Neuerungen kommt, hat immer der Heilige Vater.


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