StartKulturAlterzbischof Schick: Kreativität bei der Nutzung von leerstehenden Kirchen

Alterzbischof Schick: Kreativität bei der Nutzung von leerstehenden Kirchen

In Deutschland gibt es in den Städten viele große Kirchen, doch immer weniger Gläubige finden sich darin zum Gottesdienst ein. Viele Diözesen vermelden deshalb einige leerstehende Kirchen. In manchen Bistümern wird neben den Kirchenschließungen sogar über den Abriss der Gotteshäuser diskutiert. Der emeritierte Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, ruft deshalb zu mehr Kreativität in der Nutzung der leerstehenden Kirchen auf. Könnten sich dort also bald Restaurants oder Cafés befinden? Wenn es nach dem langjährigen Bischof von Bamberg geht, ist es durchaus vorstellbar, dass die Kirchen in anderer Weise genutzt werden, wenn es mit dem Sinn des Gebäudes vereinbar ist, sagte er in einem Interview mit dem Kölner Domradio.

Umgestaltung von leerstehenden Kirchen ist ein Teil der Geschichte

Geht es nach Bischof Schick, sollen die Kirchen auch in Veränderungen der Kirchengeschichte erhalten bleiben. Sie seien für Christen „ein Fingerzeig zum Himmel“ und ein Hinweis auf Gott. Gerade der Himmel sei etwas Notwendiges, was „uns die Luft für unser Erdenleben“ gibt. Ohne das, was wir als Himmel bezeichnen, würde es „auf Erden zu eng, stickig und kurzatmig werden“, erklärt der Bischof. Deshalb fordert er gerade für den Erhalt der Kirchen Kreativität. Schon früher, berichtet er aus der Zeit als Bamberger Bischof, habe er im Altarraum eigene Gottesdienstorte erschaffen. So trennte man das Kirchenschiff ab und nutzte den entstandenen Raum für andere Zwecke.

Das wäre eine gute Möglichkeit, die Kirche für Gottesdienste weiter zu verwenden, aber auch Raum für vergleichbare Zwecke zu schaffen, erklärt der Bischof, der seit 27 Jahren diese Amtswürde trägt. In seiner Erfahrung sei der Rückgang der Kirchenbesucher deutlich geworden, berichtet er von der immer häufiger leerstehenden Kirche. In der Diskussion, ob eine Kirche umgestaltet oder gar abgerissen wird, erkennt er ein großes Problem und gibt einen Ansatz zur Lösung der Herausforderung.

Nicht nur „entweder oder“, sondern auch „sowohl als auch“

Einige Urteile, die über den Erhalt und Abriss entscheiden, werden von den Diözesen bestimmt, auch wenn die Menschen in der Gemeinde beispielsweise gegen einen Abriss der Kirche sind. Deshalb solle die Meinung der Gemeindemitglieder gehört und in die Entscheidung mit einbezogen werden. Denn wenn die Menschen über ihren Ort mitbestimmen können, bekämen sie mehr Interesse daran und auch die Spendenfreudigkeit wächst. Das habe er selbst in seiner Zeit erlebt, erklärte der Bischof. Dieser Ansatz würde also nicht nur dem Erhalt der Kirche dienen, sondern gleichzeitig finanzielle Probleme minimieren.

Leerstehende Kirchen als Café zu nutzen, wäre eine Möglichkeit, das Gemeinschaftsgefühl zu fördern, stellt Bischof Schick fest. Auch eine medizinische Praxis oder Beratungsstellen passen zum Sinn des Gebäudes. „All das hat etwas mit dem Christentum und Christsein, mit Kirche zu tun“, führt er seinen Gedanken aus. Es ginge jetzt darum, nicht nur „das entweder oder“, sondern vielmehr das „sowohl als auch“ zu betrachten. Eine radikale Einstellung, die leerstehende Kirchen direkt abzureißen, ist demnach ein falscher Ansatz. Besonders da dies durch Denkmalschutzregelungen oft nicht möglich sei, verdeutlichte er die Notwendigkeit der Kreativität.

Grenzen bei der Kreativität der Nutzung von leerstehenden Kirchen

Jede Kreativität hat ihre Grenzen. So sei bei der Umgestaltung der leerstehenden Kirchen immer der Sinn des Gebäudes zu beachten, warnt er. So sei ein Unterschied zu machen, ob ein Restaurant oder eine Kneipe in der Kirche geplant ist. „In einer Kirche kann es keinen Sexshop geben“, denn das ist nicht mit dem Sinn vereinbar, betont der emeritierte Bischof. Als Beispiel für eine Variante nannte er das Restaurant „L’Eau Vive“ in Rom. Dort wird gesungen und gebetet, erklärt er. Für die Nutzung der Kirchen sieht er, soweit es möglich ist, die Beibehaltung der Gottesdienste vor. Sollte die Eucharistie nicht möglich sein, könnte zumindest ein Wort-Gottes-Dienst, eine Andacht, eine Vesper oder kirchenmusikalische oder literarische Meditation stattfinden. In den Gottesdiensten sei es wichtig, dass die Menschen in der hektischen Zeit zur Ruhe und Besinnung kommen. Denn durch die Stille finden die Menschen wieder zu Gott, so die Ansicht von Bischof Schick.

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