Wie jeden Sonntag erschien Papst Franziskus am Fenster der päpstlichen Residenz mit Blick auf den Petersplatz und richtete seine Worte an die Gläubigen, bevor er zum Angelusgebet überging. Am Sonntag, den 3. November, bezog er seine geistliche Reflexion auf die Lehre Jesu. Er sprach davon, dass alles aus Liebe getan werden muss. Die Liebe – sie ist das Herz des Glaubens und für jeden Menschen wesentlich. Tausende Menschen lauschten, während der Papst eine Stelle aus dem Evangelium wiedergab, die von den Gesprächen Jesu im Tempel von Jerusalem erzählt.
Die Liebe als Mittelpunkt des Lebens
In der Stelle, die der Papst zitierte, fragte ein Schriftgelehrter Jesus, welches das erste aller Gebote sei. Für Papst Franziskus sei dies eine gute Frage und auch „für uns, für unser Leben und den Weg unseres Glaubens“ wichtig. Er betrachtet das menschliche Leben und stellt fest: „Ja, auch wir fühlen uns verloren in so vielen Dingen“. Dann stellt man sich die Frage, was der Mittelpunkt des Lebens und des Glaubens ist, so der Pontifex. „Jesus gibt die Antwort, indem er zwei Gebote zusammenfasst“, sagte Papst Franziskus. Diese sind die Wichtigsten, fährt er fort: „Die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten.“ Dies ist auch der Kern des Glaubens, betonte er.
Es ist ungeheuer wichtig, sich in unserem Herzen zu verankern, denn wenn Jesus wiederkehrt, wird er vor allem fragen, wie wir geliebt haben, führte das Kirchenoberhaupt aus. Deshalb muss man sich selbst immer wieder hinterfragen, ob die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten der Mittelpunkt des eigenen Lebens ist. Was macht das Gebet? Treibt es uns an, unsere Brüder und Schwestern „unentgeltlich zu lieben?“ fragte er.
Zum Herzen des Glaubens zurückkehren
In seiner Angelus-Ansprache zitiert er aus seiner kürzlich veröffentlichten Enzyklika „Dilexit Nos“. Diese befasst sich mit dem Heiligsten Herzen, und darin stellt der Papst klar, dass wir alle zum Herzen des Lebens und des Glaubens zurückkehren müssen. Das Herz ist die „radikale Quelle unserer Stärken und Überzeugungen“, so Papst Franziskus. Weiter blickt er auf das, was Jesus zu seinen Jüngern sagte. Es zählen nicht die äußeren Übungen wie Brandopfer oder Opfer. Vielmehr ist es „die Bereitschaft des Herzens“, mit der man sich gegenüber „Gott und den Brüdern in Liebe“ öffnet. „Wir können vieles tun“, erklärte das Kirchenoberhaupt, „aber wir dürfen niemals etwas nur für uns selbst machen. Wir dürfen nichts mit einem ‚verstreuten oder gar verschlossenen Herzen‘ tun. Denn alles ‚muss in Liebe getan werden‘.“
Liebe zum Nächsten in Not
Nach dem Angelusgebet wandte sich Papst Franziskus an die Menschen und bat, für die vielen Opfer der Flutkatastrophe in Valencia zu beten. Nach Angaben der spanischen Behörden sind bei der fürchterlichsten Überschwemmung seit Jahrzehnten mindestens 214 Personen ums Leben gekommen. Viele weitere werden noch vermisst. In der Unterstützung der Menschen in der Region im Südosten Spaniens ist die Liebe zum Nächsten zu erkennen.
Außerdem blickte er auf die italienische Gruppe „Emergency“. Diese setzt sich für Artikel 11 der italienischen Verfassung ein und lehnt den Krieg gegen die Freiheit anderer Völker ab. Ebenso darf der Krieg nicht als Mittel zur Beilegung internationaler Streitigkeiten eingesetzt werden. Möge dieses Prinzip verwirklicht, der Krieg verbannt und die Herausforderungen durch Gesetze und Verhandlungen gelöst werden, so der Papst. Die Waffen in der ganzen Welt sollen schweigen und Raum für Dialog geschaffen werden. Wiederholt rief er die Menschen dazu auf, für die von Gewalt geplagte Ukraine, Palästina, Israel, Myanmar und den Südsudan zu beten.