Ein Grund zur Freude gibt es für viele Katholiken in und um Berlin, denn die umstrittene und umfangreiche Sanierung der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale kommt zum Abschluss. Am Sonntag ist zur Feier der Wiedereröffnung ein Pontifikalamt mit dem Berliner Erzbischof Heiner Koch und dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki geplant. Zahlreiche Gäste werden am Sonntag bei der Eröffnungsfeier des historischen Gebäudes am Bebelplatz mitten in Berlin anwesend sein, so auch der Apostolische Nuntius Nikola Eterović sowie der regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU).
Streit um Sanierung
Die Umgestaltung der Kathedrale im Herzen Berlins am Bebelplatz, nahe dem Boulevard Unter den Linden, sorgte für zahlreiche und lautstarke Diskussionen. Besonders umstritten war die Öffnung des Bodens mit einer Treppe zur Unterkirche, welche seit dem Zweiten Weltkrieg ein charakteristisches Merkmal der denkmalgeschützten Bischofskirche war. Im Vorfeld des Umbaus kam es zu einer juristischen Auseinandersetzung, die mit 2020 den Plan der Umgestaltung ermöglichte. Streitpunkt in der juristischen Angelegenheit war die Schließung eben jener genannten Bodenöffnung sowie die Verlegung des Altars in das Zentrum der Kathedrale. Hintergrund der „radikalen Umgestaltung“, wie die Sanierung von einigen Protestanten genannt wurde, war es, den Altar ins Zentrum zu verlegen, damit sich die Gemeinde im Kreis um den Altar versammeln und den „Communio“-Gedanken (Gemeinschaftsgefühl) besser ausleben kann.
Mit dem Umbau sieht Erzbischof Koch die Berliner St. Hedwigs-Kathedrale als einen würdigen liturgischen Ort. Das soll der zentralisierte Altar demonstrieren. Der im Jahr 2023 geweihte und neu gestaltete Altar bildet eine Linie mit dem Taufbecken der Unterkirche sowie dem Kuppelfenster. Diese Linie soll das Leben eines Christen symbolisieren: die Taufe als Beginn des Lebens, die Versammlung um den Altar als christliche Gemeinschaft und einen Ort der Nächstenliebe, während das Kuppelfenster den Blick nach oben in den Himmel als Perspektive für das Leben nach dem Tod erlaubt.
Schlichte Innengestaltung der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale
Vor dem Umbau war die 250 Jahre alte Kathedrale dunkel und düster. Dies wurde durch die weiße Farbgebung der Säulen und Wände aufgehellt. Doch insgesamt ist die Innengestaltung der Kathedrale eher schlicht gehalten. Während der weiße Farbton den Innenraum zwar erhellt, könnte es auf manche auch kalt und steril wirken. Besonders weil im Entwurf des engagierten Künstlers Leo Zogmeyer aus Wien auf Prunk und Glanz größtenteils verzichtet wurde. Das gleiche lässt sich über die Fenster der Sankt-Hedwigs-Kathedrale sagen. Die milchigen Fenster enthalten jedoch Luftbläschen, die den Nachthimmel Berlins am Tag der Geburt Christi zeigen sollen.
Während die Kirche im Inneren eine regelrechte Transformation erlebte, veränderte sich die äußere Erscheinung der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale kaum. So bleibt das charakteristische grün-schimmernde Kupferdach ein Erkennungsmerkmal. Eine Änderung gibt es jedoch zu verzeichnen: Das goldene Kreuz von der Kuppelspitze fand nach der Sanierung einen neuen Platz auf dem Eingangsgiebel. Nach der Meinung von Dompropst Tobias Przytarski ist die Sankt-Hedwigs-Kathedrale nun klarer als Kirche zu erkennen.
Große Freude nach teurer Sanierung
Die Baukosten für die Sanierung belaufen sich auf 44,2 Millionen Euro. Damit konnten die erwarteten Kosten für den Umbau der Bischofskirche weitestgehend eingehalten werden. Denn die geschätzten Kosten aus dem Jahr 2016 betrugen rund 40 Millionen Euro. Ein kleiner Erfolg, wenn man die stark gestiegenen Kosten infolge der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs sowie die damit verbundenen gestiegenen Energiepreise betrachtet. Dennoch galt es, den ein oder anderen Kompromiss einzugehen, um die Überschreitung des Finanzplans gering zu halten. So wurde beispielsweise auf die geplante Unterkellerung im Hof der Kathedrale verzichtet. Einen „finanziellen Schock“ stellt allerdings das Projekt am Bernhard-Lichtenberg-Haus dar. Denn hier wurden die erwarteten Kosten beinahe verdoppelt. Die veranschlagten Kosten in Höhe von 17 Millionen Euro werden mittlerweile auf 33,8 Millionen geschätzt, welche vom Bistum alleine getragen werden müssen.
Dennoch freut man sich auf die Wiedereröffnung nach der Sanierung. Erzbischof Koch wandte sich in einem Brief an alle Katholiken des Bistums. Darin sprach er von seinem Traum, dass die Kathedrale den Menschen ein Ort der Geborgenheit, des Zuspruchs, des Angenommenseins, des Trostes und der Gemeinschaft sein möge. Vielleicht gelingt es durch den Umbau, die Zahl der 200.000 jährlichen Besucher beizubehalten oder gar zu steigern. Hoffnung gibt dem Erzbistum, dass die verfügbaren Plätze für den Eröffnungsgottesdienst binnen weniger Minuten vergeben waren.